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ENERGIEN DES LEBENS

Vom Überlebensmodus zur Selbstregulation und sozialen Verbundenheit

Das menschliche Nervensystem ist evolutionär darauf ausgerichtet, in Gefahrensituationen schnell zu reagieren. Diese Schutzmechanismen haben über Jahrtausende unser Überleben gesichert. Doch im modernen Alltag führen sie zunehmend zu chronischem Stress, Beziehungsproblemen und psychosomatischen Beschwerden. Der Kurs „Chi des Lebens“ setzt an diesem Punkt an: Er unterstützt Teilnehmende dabei, den autonomen Überlebensmodus zu erkennen und aufzulösen – mit dem Ziel, Zugang zu innerer Ruhe, Selbstregulation und echter sozialer Verbundenheit zu gewinnen.

Zwei Grundenergien des Lebens:

Schutz und Bindung

Neurowissenschaftliche und entwicklungspsychologische Forschungen, insbesondere aus der Polyvagaltheorie (Stephen Porges), zeigen, dass sich unser Verhalten in zwei grundsätzliche Zustände einteilen lässt:

  • Schutzreaktion: Der Körper reagiert auf wahrgenommene Gefahr mit defensiven Strategien.
  • Bindungsverhalten: Der Organismus ist offen für soziale Interaktion, emotionale Nähe und kooperative Beziehungen.

Diese Zustände beeinflussen unsere körperliche Energie, emotionale Verfügbarkeit und kognitive Leistungsfähigkeit maßgeblich. Während Schutzreaktionen kurzfristig sinnvoll sein können, führt ihre chronische Aktivierung zu einem Zustand ständiger innerer Alarmbereitschaft.

Die fünf F’s – automatische Schutzreaktionen des Nervensystems

Das Nervensystem reagiert auf Bedrohungen mit fünf bekannten Mustern, den sogenannten fünf F’s:

  • Fight (Kampf): Aktive Konfrontation, Aggression, Kontrolle.
  • Flight (Flucht): Rückzug, Vermeidung, Rastlosigkeit.
  • Freeze (Erstarren): Bewegungslosigkeit, emotionale Taubheit, Dissoziation.
  • Fawn (Unterwerfung/Anpassung): Überanpassung, Konfliktvermeidung, Verlust der Selbstgrenzen.
  • Fence (Abblocken): emotionale Abgrenzung, grundsätzliche Ablehnung oder Rückzug aus sozialen Kontakten.

Diese Reaktionen werden primär durch die Amygdala gesteuert – ein Teil des limbischen Systems, der für die Bewertung emotionaler Reize zuständig ist. Die Amygdala reagiert oft schneller als der rationale Verstand – insbesondere bei Reizen, die mit früheren traumatischen Erfahrungen verknüpft sind.

Langfristige Folgen chronischer Schutzmuster

Wenn das Nervensystem dauerhaft im Schutzmodus verharrt, entstehen vielfältige Folgen:

  • Erhöhte Cortisol- und Adrenalinspiegel
  • Gestörte Schlafregulation
  • Erschöpfung, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme
  • Schwierigkeiten in der Beziehungsgestaltung
  • Eingeschränkte emotionale Resonanzfähigkeit

Gleichzeitig ist die Fähigkeit zur sozialen Bindung reduziert – ein Zustand, der laut Forschung als Risikofaktor für psychische und körperliche Erkrankungen gilt.

Bindung als zentrale Energie des Lebens

Bindung ist nicht nur ein psychologisches Konzept, sondern auch ein neurobiologisch verankerter Zustand. Zugehörigkeit, soziale Sicherheit und zwischenmenschliche Nähe aktivieren den ventralen Vagusnerv, der für Erholung, Verdauung, Heilung und zwischenmenschliche Regulation zuständig ist. Wird Zugehörigkeit verweigert oder erlebt eine Person Ausschluss, können tiefgreifende Ängste und biografisch verankerte Schutzstrategien aktiviert werden.

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